Warum ehrenamtlich Deutsch unterrichten

Hier ein Interview mit einer ehrenamtlichen Deutschlehrerin:

Das wichtigste ist die Sprache!

Nicola Lisy, von Beruf Pilotin, arbeitet seit einigen Jahren im evangelischen Gemeindehaus der Unionskirche Idstein als ehrenamtliche Deutschlehrerin, um Asylsuchenden und Migranten die deutsche Sprache beizubringen.

Frau Lisy, was hat Sie dazu bewogen, in Ihrer Freizeit den in Idstein untergebrachten Flüchtlingen Deutsch beizubringen?

Nicola im Kreis ihrer Schüler, 4. v.l.

Ich sah von Beginn an die Notwendigkeit, da sich die Menschen unmöglich ohne unsere Sprache zu beherrschen, integrieren können. Ferner gab es anfangs lange Wartezeiten für die Sprachkurse, die von staatlicher Seite angeboten wurden. Wir sind ein Lehrer-Team.

Prof. Rüdiger Zimmermann hat diese Initiative ins Leben gerufen, und so konnten bereits 2014  Deutschkurse angeboten werden. Alle Kurse wurden im evangelischen, aber auch im katholischen Gemeindehaus angeboten und von Anfang an gut besucht.

Was war bisher Ihr schönstes Erlebnis?

Am schönsten war es, wenn sich ehemalige Schüler, nachdem sie ihre B2–Deutschprüfung bestanden hatten, gemeldet haben und freudig berichteten, dass sie einen Arbeitsplatz gefunden haben und in eine eigene, kleine Mietwohnung gezogen sind. Was mich ebenfalls rührt, ist zu sehen, wie sehr sich die kleinen Kinder auf ihre Betreuerin freuen. Annette Seufert übernimmt diese Aufgabe seit längerem, und sie wird von den Kleinen geliebt.

Was sollte die Gesellschaft noch leisten, um diese Menschen aus aller Herren Länder zu verstehen und somit besser zu integrieren?

Man sollte Fragen stellen! Mal nach den persönlichen Geschichten fragen!

Wichtig wäre, wenn man zu diesen Menschen persönlichen Kontakt aufnehmen  würde, um somit für jeden Einzelnen Interesse zu bekunden. Interkulturelles Lernen findet nur durch persönlichen Kontakt statt, und  nur so können auch Freundschaften entstehen.

Welche Mittel müssen für das Lehrmaterial aufgebracht werden?

Die Kirchengemeinden geben die Möglichkeit, Kopien anzufertigen und deren Räumlichkeiten zu nutzen. Die Lehrer arbeiten alle ehrenamtlich.  Hierbei handelt es sich um ein buntes Team aus Lehrern, Juristen, Professoren und Hobby-Linguisten. Die Flüchtlings- und Integrationshilfe Idstein e.V. bezahlt  den Hauptanteil der Lehrbücher. Einen  kleinen Anteil leisten die Teilnehmer selbst.

Unser Fokus liegt momentan auf den jungen Müttern mit ganz kleinen Kindern, die noch keinen Kindergartenplatz haben. Wir bieten ihnen während der Kurse Kinderbetreuung an, und sie haben somit die Möglichkeit, ebenfalls die deutsche Sprache  zu erlernen. Wichtig wäre noch, dass die Mütter in den Kitas von deutschen Müttern angesprochen oder auch eingeladen werden, um Konversation in deutscher Sprache möglich zu machen.

Wir danken Nicola Lisy und dem gesamten Lehrerteam sehr herzlich und wünschen dem Team Gottes Segen für diese wertvolle Arbeit.

Traudel Hermann
im Vorstand des FHI e.V.