Interview mit Lena

Vielleicht ist Weihnachten der Krieg zu Ende …..

Nach einem Interview mit Lena P., einer jungen Lehrerin aus der Ukraine. Lena ist Lehrerin für Deutsch und Englisch.

„Am 9. März bin ich aus meiner Heimat vor dem Krieg nach Deutschland geflohen. Meine Eltern, mein Bruder und mein Lebenspartner konnten mich nicht begleiten.“

 „Immer wieder habe ich großes Heimweh nach meinem Zuhause, und ich hoffe so sehr, dass dieser schreckliche Krieg endlich ein Ende findet.“

Lena war als 21jährige als Au pair Mädchen in Idstein. Von der Familie von damals wurde Lena in ihrer Not herzlich aufgenommen. Lena hat ein 24-Stunden-Deputat an der Limesschule in Idstein. Neben  Kindern aus der Ukraine unterrichtet Lena Kinder aus Syrien, Bulgarien, Polen, den Philippinen, Albanien, Weißrussland und anderen Ländern. Lena ist sehr dankbar, dass sie hier ihren Lehrerberuf ausüben darf. Für die Kinder ist Lena ein Segen.

 „Im August war ich einige Tage zu Hause. Ich hatte solches Heimweh nach meiner Familie. Meine Eltern wollen das Land auf keinen Fall verlassen und mein Bruder und mein Lebensgefährte dürfen das Land nicht verlassen.“

Lena erzählt von dem was sie während der Tage in ihrer Heimat alles gesehen und erfahren hat.

Charkiw, eine Stadt in  der Ostukraine, ist Frontgebiet und wird täglich mehrfach bombardiert. Die toten Zivilisten liegen auf der Straße. Das Gebiet Donbass ist das am schlimmsten umkämpfte Gebiet. Südlich davon liegt das besetzte Cherson am Schwarzen Meer. Mariupol liegt am Asowschen Meer und wurde völlig zerstört. Dort wurden tausende Zivilisten getötet.

 „Die Bilder die sich mir boten, waren schrecklich. Überall zerstörtes Kriegsgerät, beschädigte Häuser und  verzweifelte Menschen. Es sind etwa 10000 ukrainische Soldaten und über 50000 russische Soldaten gefallen.“

Viele ukrainische Soldaten sind in russischer Gefangenschaft. Ab und zu kommt es zum Gefangenaustausch. Die ukrainischen Soldaten werden gefoltert und bekommen nicht genug zu essen. Wenn sie frei gelassen werden, sind sie abgemagert bis auf die Knochen.

 „Es gibt aber auch Kollaborateure in meinem Land die die Aufenthalte unserer Soldaten für 100 USD an die Russen verraten,“  berichtet Lena entsetzt.

Das Leben in Kiew geht aber weiter. Die Menschen können alles kaufen. Auch Medikamente bekommt man, auch wenn man auf das eine oder andere länger warten muss. Bis jetzt fehlt es an nichts. Einige Bekleidungs- und Schuhgeschäfte bleiben geschlossen, aber diese Geschäfte sind nicht lebensnotwenig für die Menschen. Alles ist allerdings sehr viel teurer als früher und die Bevölkerung muss sich deswegen einschränken.

„Wir Ukrainer sind aber unheimlich dankbar, dass wir über eigenes Gas verfügen,“ erzählt Lena.

Alle öffentlichen Verkehrsmittel funktionieren, allerdings bei Fliegeralarm steht alles still…. Die Menschen sind überall gestresst und man spürt ihre Angst. Von 22.00 Uhr bis 5.00 Uhr morgens besteht eine Ausgangssperre. Auf den Straßen sind nur wenige Menschen unterwegs. Man sieht kaum Autos, und die Innenstadt von Kiew wirkt menschenleer.

Lena ist orthodoxe Christin und erzählt mir, dass sie sehr hofft, Weihnachten im Kreise ihrer Familie feiern zu können. Weihnachten feiert man in der Ukraine  am 7. Januar. „Das ist unser Heiligabend!“

Am 6. Januar bereiten wir 12 Gerichte ohne Fleisch zu. Bohnen , Pilze, Kraut, rote Beete und andere Gemüse. Wichtig ist allerdings Kutja. Kutja ist eine Süßspeise, bestehend aus Mohn getrockneten Früchten, wie zum Beispiel Aprikosen,  Graupen aus Buchweizen oder Weizenkörnern, Walnüssen, Rosinen und Honig. Für die kleinen Kinder gibt es Süßigkeiten und Geldgeschenke. Die Erwachsenen Kinder bringen ihren Eltern das von ihnen selbst zubereitete Kutja mit.

 „Am 7. Januar Gehen wir alle gemeinsam in die Kirche.“ Die Familien besuchen sich  gegenseitig, genauso wie es auch hier in Deutschland Tradition ist.“

„Die neuesten Entwicklungen machen mich sehr, sehr traurig!“

Die Flüchtlings- und Integrationshilfe Idstein e.V. aber auch viele Mitglieder der christlichen Gemeinden unterstützen die Flüchtlinge mit Kleidung, Hausrat, Möbel und Wohnraum. Die Idsteiner Tafel versorgt die Menschen mit Lebensmittel.

Haltbare Lebensmittel, wie Reis, Mehl, Nudeln, Zucker und Öl werden nach wie vor benötigt. Frische Lebensmittel, wie Gemüse und Obst und Milchprodukte werden von den Idsteiner Supermärkten gespendet.

Allen, die Geflüchtete unterstützen, ein herzliches Dankeschön!

Dez. 2022, Traudel Hermann