Die Geschichte der Meley T. aus Eritrea
Meleys Flucht aus Eritrea begann zu Fuß! Sie lief voller Zuversicht, ihren Mann, der sich zu dieser Zeit bereits im Sudan aufhielt, wie verabredet wieder zu treffen. Zwei Wochen war die Schwangere 31jährige unterwegs. Nahe Khartum verbrachte sie mehrere Tage. Dort erfuhr sie, dass ihr Mann Eyob von der sudanesischen Polizei inhaftiert worden war. Alle Bemühungen, ihn frei zu bekommen, schlugen fehl. Die verzweifelte junge Frau beschloss die Flucht allein zu bestreiten, denn sie konnte nicht im Sudan bleiben. Per Bus, zu Fuß und per Lastwagen durchquerte sie mit anderen Flüchtenden die Sahara und gelangte über das Mittelmeer nach Europa. Mit der Bahn und per Bus kam die zwischenzeitlich Hochschwangere im Erstaufnahmelager Gießen an. Meley wusste nicht, wo ihr Mann genau war, wie es ihm erging, und ob sie ihn jemals wiedersehen würde.
In Zeiten völliger Ungewissheit brachte Meley am 25. Juni 2015 im Erstaufnahmelager Gießen den kleinen Timmy zur Welt. Kurz darauf kam Meley nach Idstein. Hier traf sie auf viele hilfsbereite Menschen. Die eritreische Freundin Nardos und deren elfjährige Tochter Christine waren zu jeder Zeit ansprechbar, wenn für Meley übersetzt werden musste. Judith Müller (Paten-Koordinatorin der Flüchtlingshilfe Idstein) half Meley bei allen behördlichen Problemen und lehrte sie, ihr tägliches Leben zu organisieren. Zunächst wurde die junge Frau in einer Unterkunft für Flüchtlinge in der Grunerstraße untergebracht. Sie lebte sich dort schnell ein. Meley lernte ab dieser Zeit im Sprachkursus, den Nicola Lisy im evangelischen Gemeindehaus anbot, fleißig Deutsch. Alle sozialen Angebote, die sich ihr und ihrem Baby boten, nahm Meley dankbar an. Die junge Katholikin besuchte regelmäßig das monatliche Treffen zum Frauenfrühstück, was ihr und anderen Flüchtlingsfrauen von der katholischen Kirchengemeinde St. Martin angeboten wird. Auch am Nähkursus, der von Ute Schmidt, der stellvertretenden Vorsitzenden der Flüchtlings- und Integrationshilfe Idstein e.V., geleitet wurde, erschien Meley regelmäßig.
Meley büßte in ihrer Heimat ihr rechtes Auge ein. Durch das Diakonische Werk, der evangelischen Kirchengemeinde Idstein, Spenden der Flüchtlings- und Integrationshilfe Idstein e.V. und nicht zuletzt eines großzügigen Rabattes des Wiesbadner Instituts für Augenprothesen Müller, konnte Meley eine Augenprothese erhalten.
Nachdem Meleys Asyl anerkannt wurde, sollte sie die Wohnung in der Grunerstraße verlassen und nach Oberseelbach siedeln. Natürlich war die junge Frau verzweifelt, denn sie hatte hier in Idstein Freundinnen gefunden und sich sehr gut eingelebt. Herr Dr. Herfurt, der die junge Frau bereits kostenlos behandelt hatte, vermietete ihr kurzerhand eine kleine Wohnung in seinem Praxisgebäude.
In der gesamten Zeit wurden von Behörden, der Flüchtlings- und Integrationshilfe Idstein e.V. und Freunden alles Mögliche unternommen, um Meleys Ehemann zu finden.
Der Erfolg blieb nicht aus. Schließlich konnte in Erfahrung gebracht werden, wo in Khartum Meleys Mann gefangen gehalten wurde.
Jetzt mussten mehrmals Gebühren an den sudanesischen Staat bezahlt werden. Ein Gentest, der die Vaterschaft bestätigte, musste finanziert werden.
Mit Hilfe vieler ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer konnte nun erfolgreich ein Visum für Deutschland beantragt werden. Es waren noch weitere Stolpersteine zu überwinden, bis endlich die Ausreise erlaubt wurde.
Aber am 4. Juni 2018 um 5.31 Uhr landete der Familienvater in Frankfurt am Main. Er sieht zu diesem Zeitpunkt seinen kleinen Sohn das erste Mal. Frau Monika Wolff von der Flüchtlings- und Integrationshilfe Idstein e.V. berichtete gerührt vom überglücklichen Wiedersehen mit Eyob!
Wir wünschen der Familie, die sich so viel zu erzählen hat, alles Liebe und Gottes Segen.
Traudel Hermann
Öffentlichkeitsbeauftragte der FHI e.V.
Foto unten: Familie T. bei Ankunft des Ehemanns